In einem Worldwork-Gruppenprozess haben alle auftauchenden Meinungen, Rollen und Positionen explizit Raum und können sich auch in ihrer emotionalen Qualität ausdrücken. Die polaren Seiten eines Konfliktes werden sorgfältig herausgearbeitet und von verschiedenen Personen ausgefüllt. Wir bieten also eine Plattform für eine besondere Form des Gedankenaustauschs, wie kontrovers auch immer, mit der Chance auf eine gegenseitige Annäherung und der Gefahr der Entfremdung. Es wird keine Expert(inn)en auf dem Podium geben, dafür die direkte Interaktion zwischen den Anwesenden, die bei diesem Prozess mitmachen oder einfach dabei sein möchten.
Fallbeispiel:
Ein karikativ tätiger Verein. Vorstand und Mitglieder sind zerstritten. Vorwürfe von beiden Seiten. Der Vorstand setzt eine ausserordentliche Mitgliederversammlung an und ist bereit den Verein aufzulösen, wenn keine Einigung erzielt wird. – Ich werde als Moderator der Versammlung beauftragt, da der Vorstand Partei ist. Vorgängig spreche ich einzeln mit beiden Parteien. Wir entwickeln 3 Szenarien, nur das Dritte ist Auflösung des Vereins.
Die Mitgliederversammlung wird formal durch das Präsidium eröffnet. Danach übernehme ich und bitte alle ihren Stuhl zu nehmen und einen grossen Kreis zu bilden. Das veränderte Setting wirkt schon mal für sich. Alle können alle sehen und gesehen werden. Wir beginnen die verschiedenen Positionen in die Kreismitte zu stellen. Nach anfänglichem Zögern gelingt dies recht gut und es beginnt lebhaft zu werden. Als der Vereinszweck (karikative Arbeit mit Schwerkranken und Begleitung der Angehörigen) als Position in den Raum kommt wird es auf einmal still (Hotspot!). Die Stimmung ändert sich – die meisten Anwesenden können sich jetzt mit der Fortführung des Vereins einverstanden erklären. Die Rahmenbedingungen dazu können jetzt konstruktiv erarbeitet werden.
